Im Dezember widmete sich die Weinheimer Weingilde den Weinen des Weinguts Benderhof aus Kallstadt, in dem drei Generationen gemeinsam daran arbeiten, tolle Weine zu erzeugen. Ihre Schwerpunkte sind Riesling und Spätburgunder, denn diese Reben profitieren nach Aussage vom Juniorchef Martin Haaß besonders von den für Kallstadt typischen kalkreichen Böden, die den Weinen eine hohe Mineralität verleihen. Sie besitzen 15 Hektar Rebfläche, auf denen zu 40% Rotweintrauben wachsen, wobei allein 30% mit Spätburgunder bestockt sind, und setzen ganz stark auf Spontanvergärung – sowohl in Holzfässer als auch in Edelstahltanks –, denn das Holz trägt zur Lagerfähigkeit bei, der Edelstahltank dagegen garantiert schöne Primäraromen des jungen Weins.
Eröffnet wurde der Abend jedoch mit einem Weißburgunder. Er war von 2020, stammte von der schon im 13. Jahrhundert erwähnten Lage Steinacker und unterstrich eine Regel des Weinguts: Die Weine sollen etwas reifen dürfen, damit sie nicht ausschließlich durch die Primäraromen gekennzeichnet sind. Hier erzählte Martin Haaß auch Einiges über ihre Herangehensweise: Sie lesen alle ihre Trauben mit der Hand, denn so können sie beim mehrmaligen Durchgehen der Rebzeilen immer die auswählen, die die optimale Reife erreicht haben, und sie bringen die Trauben möglichst unverletzt in den Keller, wo sie ihnen– eventuell nach einem Entrappen – eine Maischestandzeit zur Extraktion von Aromen aus der Schale gönnen (beim verkosteten Wein betrug sie 18 Stunden).
Den ersten Riesling, eine Lagencuvée, bezeichnete Haaß als ihren Brot-und-Butter-Wein. Er wird ausschließlich im Edelstahltank ausgebaut und ergänzte seine Apfel- und Pfirsichtönen durch eine deutliche Mineralität. Ihm folgte ein Riesling aus der Lage Kreidkeller, dessen Reben 1980 gepflanzt wurden, was zum berechtigten Zusatz „alte Reben“ führt. Diese Lage besteht unter einem nur 20–30 Zentimeter dicken Oberboden aus weißen Kalkfelsen, so dass eine Rebe viele Jahre braucht, bis sie sich durch dieses Gestein zum Wasser vorgearbeitet hat. Doch dann wird sie kaum noch durch Trockenheit gestresst. Die Charakteristik dieses keinen Restzucker mehr enthaltenden Weins weicht mit ihren erdig-dumpfen Noten deutlich von der üblichen Rieslingcharakteristik ab.
Mit einem herzlichen Dank für die informative und unterhaltsame Weinpräsentation wurde Martin Haaß verabschiedet, und zugleich wurde schon auf das Januartreffen hingewiesen, bei dem es Weine aus Portugal geben wird.
Ein Riesling Réserve vertrat anschließend die wohl berühmteste Kallstadter Lage, den Saumagen. Diese im 19. Jahrhundert erstmals erwähnte Lage war bis zur Einführung der Großlagen in den 1970er Jahren eine Kleinlage, vereint inzwischen aber vier alte Lagen, die nur noch in den Gewannnamen zu erkennen sind. Einer davon ist Nill, und von diesem Bereich der Lage Saumagen kam der verkostete Wein. Auch dieser Wein war voll durchgegoren, doch das machte ihn weder spritig noch unangenehm herb, sondern dank seines Extraktreichtums zu einem großen Genuss. Als die Sprache auf Ertragsreduktion kam, merkte Martin Haaß an, dass sie das bei den meisten ihrer Rebstöcke nicht nötig haben, weil diese wegen ihres Alters sowieso weniger Ertrag liefern. Da sei man eher um jede Traube froh, die man heil bis zur Lese bekomme.
Als Übergang zu den Rotweinen – schließlich ist Kallstadt eine Rotwein-Insel an der Mittelhardt – diente ein Rosé, der den Zusatz „saignée“ trägt. Er ist eine „Qualitäts-Cuvée“, weil der Saft für ihn durch den Abzug von 10% Saft aus dem Rotweinmost nach 10–20 Stunden erhalten wird. Das dient dazu, den Rotwein aufzukonzentrieren. Diese kurze Standzeit wird der Rosé nicht nur fruchtig, sondern auch kräftiger im Geschmack. Die drei folgenden Spätburgunder waren von 2016 und 2019. Zunächst kam ein 2016er vom Steinacker ins Glas, der wegen der traditionellen Maischegärung (3–4 Wochen) Zeit braucht, um die Tannine so ab- und umzubauen, dass er ein Trinkgenuss ist. Sein Charakter ließ sich als feurig und pfeffrig beschreiben. Da sich einige Gäste wunderten, dass der Wein relativ kalt serviert wurde, erklärte Martin Haaß, dass er lieber die Frucht als die Fülle im Vordergrund haben und einen brandigen Eindruck wegen des hohen Alkoholgehalts verhindern möchte, was beides durch eine niedrigere Trinktemperatur erreicht wird. Der 2019er Spätburgunder Kreidefelsen stammte von jungen Rebstöcken, d.h., hier spielt Trockenheit eine störende Rolle, so waren sowohl die Trauben als auch die Beeren klein. Dieser Wein war deutlich fruchtiger und daher schon jung gut zu trinken. Als krönenden Abschluss gab es einen Selektionswein aus dem recht kleine Gewann „Am Hasenlauf“, das windgeschützt in einem Kessel liegt. Der Wein wurde vollständig in Barrique-Fässern ausgebaut – aber nicht in neuen, denn Haaß will keine Aromatisierung durch das Holz, sondern nur seine Unterstützung für die Struktur des Weins. Dieser Wein wird sicherlich noch lange ein großer Genuss sein.
Ein Riesling Réserve vertrat anschließend die wohl berühmteste Kallstadter Lage, den Saumagen. Diese im 19. Jahrhundert erstmals erwähnte Lage war bis zur Einführung der Großlagen in den 1970er Jahren eine Kleinlage, vereint inzwischen aber vier alte Lagen, die nur noch in den Gewannnamen zu erkennen sind. Einer davon ist Nill, und von diesem Bereich der Lage Saumagen kam der verkostete Wein. Auch dieser Wein war voll durchgegoren, doch das machte ihn weder spritig noch unangenehm herb, sondern dank seines Extraktreichtums zu einem großen Genuss. Als die Sprache auf Ertragsreduktion kam, merkte Martin Haaß an, dass sie das bei den meisten ihrer Rebstöcke nicht nötig haben, weil diese wegen ihres Alters sowieso weniger Ertrag liefern. Da sei man eher um jede Traube froh, die man heil bis zur Lese bekomme.
Als Übergang zu den Rotweinen – schließlich ist Kallstadt eine Rotwein-Insel an der Mittelhardt – diente ein Rosé, der den Zusatz „saignée“ trägt. Er ist eine „Qualitäts-Cuvée“, weil der Saft für ihn durch den Abzug von 10% Saft aus dem Rotweinmost nach 10–20 Stunden erhalten wird. Das dient dazu, den Rotwein aufzukonzentrieren. Diese kurze Standzeit wird der Rosé nicht nur fruchtig, sondern auch kräftiger im Geschmack. Die drei folgenden Spätburgunder waren von 2016 und 2019. Zunächst kam ein 2016er vom Steinacker ins Glas, der wegen der traditionellen Maischegärung (3–4 Wochen) Zeit braucht, um die Tannine so ab- und umzubauen, dass er ein Trinkgenuss ist. Sein Charakter ließ sich als feurig und pfeffrig beschreiben. Da sich einige Gäste wunderten, dass der Wein relativ kalt serviert wurde, erklärte Martin Haaß, dass er lieber die Frucht als die Fülle im Vordergrund haben und einen brandigen Eindruck wegen des hohen Alkoholgehalts verhindern möchte, was beides durch eine niedrigere Trinktemperatur erreicht wird. Der 2019er Spätburgunder Kreidefelsen stammte von jungen Rebstöcken, d.h., hier spielt Trockenheit eine störende Rolle, so waren sowohl die Trauben als auch die Beeren klein. Dieser Wein war deutlich fruchtiger und daher schon jung gut zu trinken. Als krönenden Abschluss gab es einen Selektionswein aus dem recht kleine Gewann „Am Hasenlauf“, das windgeschützt in einem Kessel liegt. Der Wein wurde vollständig in Barrique-Fässern ausgebaut – aber nicht in neuen, denn Haaß will keine Aromatisierung durch das Holz, sondern nur seine Unterstützung für die Struktur des Weins. Dieser Wein wird sicherlich noch lange ein großer Genuss sein.
Mit einem herzlichen Dank für die informative und unterhaltsame Weinpräsentation wurde Martin Haaß verabschiedet, und zugleich wurde schon auf das Januartreffen hingewiesen, bei dem es Weine aus Portugal geben wird.
Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.
Verkostete Weine
2020 | Weißer Burgunder trocken Steinacker |
2021 | Riesling Kalkmergel trocken |
2020 | Riesling „Alte Reben“ trocken Kreidkeller |
2020 | Riesling Réserve trocken Saumagen |
2021 | Pfalz Rosé Saignée trocken |
2016 | Spätburgunder trocken Steinacker |
2019 | Spätburgunder Kreidefelsen trocken |
2016 | Spätburgunder „S“ trocken Am Hasenlauf |