Der Referent beim Apriltreffen der Weinheimer Weingilde hatte keinen weiten Anreiseweg, denn das Weingut, das er 2017 zusammen mit seiner Frau gegründet hat, liegt gleich nebenan, im hessischen Heppenheim.
Weine dieses Weinguts als Weihnachtsgeschenk gefielen Gildemeisterin Silke Magel so gut, dass sie diese Entdeckung gerne mit den Mitgliedern der Weingilde teilen wollte. Auf die Anfrage beim Weingut kam spontan eine Zusage, und so wurden am 4. April Weine aus Heppenheimer und Bensheimer Lagen verkostet.
Zur jungen Geschichte des Weinguts erzählte Patrick Amthor, dass er und seine Frau sich während des Studiums in Geisenheim kennengelernt hatten und sie anfangs auf 0,8 Hektar Anbaufläche erste Erfahrungen mit dem Weinan- und -ausbau machten. 2017 wagten sie den Schritt zum Direktvermarkter, inzwischen bewirtschaften sie rund 5 Hektar Rebfläche.
Eröffnet wurde der Abend mit einem Jahrgangssekt, dessen Rebsorte sehr ungewöhnlich war – ein Goldmuskateller – der durch traditionelle Flaschengärung mit zwölf Monaten auf der Hefe erzeugt wurde. Die Rebsorte hatte Patrick Amthor während eines Auslandspraktikums in Südtirol kennen- und schätzen gelernt.
Danach folgte ein Blanc de Noir, der 2022 zum ersten Mal auf die Flasche kam, und zwar aus relativ früh gelesenen Spätburgundertrauben. Der dritte Wein, ein Grauburgunder stammte aus einer Lage in Bensheim, dem Geburtsort von Amthors Frau. Die Gäste erfuhren, dass die Amthors fast ausschließlich mit Maschinen lesen, unter anderem weil die Trauben dann viel schneller in die Kühle des Kellers kommen, also weniger Gefahr für eine unkontrollierte Gärung besteht, dass sie alle ihre Weine mit Schraubverschlüssen versehen und dass sie sie in zwei Linien einteilen (Basis und Premium), die an der Etikettfarbe zu erkennen sind.
Der vierte Wein hieß Justinus K. Diesen Namen dürfen Kernerweine tragen, wenn sie bei einer Beurteilung in Weinsberg, dem Ort, an dem August Herold 1929 diese Kreuzung aus Riesling und Trollinger geschaffen hat, ausgezeichnet abschneiden. Nun schloss sich ein roter Riesling an. Er liefert etwas kräftigere, säureärmere und aromatischere Weine als der weiße Riesling und kommt besser mit Trockenheit klar.
Mit der deutschen Weißweinsorte ging der Abend weiter. Der verkostete Riesling von 2021 war für die Amthors ihr bester Wein in diesem Jahr, und darum bekam er den Namen „Eins A“. Sie haben einen Klon gepflanzt, der wenig Wasser braucht und sehr lockerbeerige Trauben liefert, was ihn vor Trockenschäden bzw. vor Fäulnis schützt.
Beendet wurde der Abend mit einer Cuvée aus Spätburgunder und Cabernet Sauvignon im Verhältnis 2:1, bei der etwa ein Drittel des Spätburgunders im Barrique gelegen hatte. Sein Name – Nullachtsechzehn – soll andeuten, dass dieser Wein kein 08/15-Produkt ist, und das konnten die Weinfreunde an diesem Abend einhellig bestätigen.
Patrick Amthor wurde mit langanhaltendem Applaus verabschiedet, und die Gäste des Abends wurden auf das nächste Treffen am 9. Mai hingewiesen, bei dem es Weine des Weinguts Fußer aus Niederkirchen zu kosten geben wird.