Königlicher Besuch bei der Weinheimer Weingilde

Weitergeführt wurde beim Juli-Treffen der Weinheimer Weingilde die schöne Tradition, dass eine ehemalige Deutsche Weinkönigin Weine ihrer Herkunftsgegend vorstellt. Diesmal stand das Markgräfler Land im Fokus, denn der Heimatort Ebringen von Katrin Lang, der Deutschen Weinkönigin 2022/2023, liegt in dieser Region südlich von Freiburg.

Sie hatte Weine des Weinguts Zähringer aus Heitersheim mitgebracht. Dieses Weingut betreibt seit 1987 biologischen Weinbau, was ihm eine lange Erfahrung in Anbau und Vermarktung von Bioweinen und damit auch eine Spitzenstellung unter den deutschen Bioweinerzeugern sichert. Dort hatte Katrin Lang nach einer Winzerlehre in Freiburg und einem Weinbaustudium am Weincampus in Neustadt den praktischen Teil ihrer Bachelor-Arbeit zu Naturweinen, einem weiteren „Steckenpferd“ des Weinguts, gemacht und anschließend auch gearbeitet, bis sie Anfang 2024 auf die neu geschaffene Stelle einer Referentin für Herkunftskommunikation beim Badischen Weinbauverband wechselte.

Ausgeschenkt wurden ein Crémant, fünf Weißweine und ein Rotwein, mit denen die Weingutskategorien Gutswein, Vierlig-Wein und Lagenwein abgedeckt wurden. Der Crémant war eine Cuvée aus Spätburgunder und Chardonnay, bei der das Mischungsverhältnis immer in der Gegend von 3:2 liegt, wobei der Spätburgunder die Fruchtnoten und der Chardonnay den Schmelz beisteuert. Die Grundweine reifen in Barrique-Fässern und liegen lange auf der Hefe, und versektet werden sie in der Privat-Sektkellerei Reinecker.

Der erste Wein war aus einer pilzwiderstandsfähigen (PIWI)-Sorte gewonnen worden: einem Cabernet Blanc, der in den 1990er Jahren durch Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Regent erhalten wurde und seit 2010 bei Zähringers im Anbau ist. Dieser nicht komplizierte Wein ist fruchtig und gefällt mit einer gewissen Exotik. Ihm folgte eine typische Markgräfler Rebsorte, der Gutedel, allerdings unter dem Namen Chasselas. Der Zusatz „Vierlig“ auf dem Etikett wurde sogleich erklärt: Ein Vierlig ist ein 600-Liter-Holzfass, d.h., es enthält das vierfache Volumen des alten Volumenmaßes Ohm, das in Baden 150,1 Litern entsprach. Als ein Gutedel, der mehr als ein einfacher Schoppenwein sein soll, wird der Chasselas ertragsreduziert möglichst von älteren Rebstöcken gewonnen, oft länger auf der Hefe gelassen und zumindest teilweise im Holz ausgebaut, was ihn zu einem ausgezeichneten Essensbegleiter macht.

Nun folgte die Lieblingsrebsorte von Katrin Lang, der Weißburgunder, der nach ihren Worten je nach Ausbau als Sekt, einfacher Trinkwein und anspruchsvoller Essensbegleiter überzeugen kann. Ins Glas kam ein Lagenwein aus der 5 Hektar großen Monopollage Sonnhohle des Weinguts. Hohle steht für Senke. In dieser Lage untersucht das Weingut, welche Rebsorten sich an welchen Stellen wie entwickeln. Sie verteilen deshalb die Rebstöcke z.B. von den Burgunderrebsorten auf mehrere Parzellen, lesen die Trauben getrennt, bauen die Weine getrennt im Holz aus und vergleichen sie dann, um die optimalen Standorte für die jeweilige Rebsorte zu ermitteln, bevor eine „Cuvée“ aus diesen Weinen abgefüllt wird.

Als Nächstes gab es den „Allrounder“ unter den Burgunderweinen, einen Grauburgunder Vierlig, zu dem Katrin Lang unter anderem bemerkte, dass er etwas länger im Holzfass liegen durfte und dass man ihm nach dem Abfüllen etwas Zeit lassen sollte, bevor man ihn trinkt, denn sonst wirkt der Holzton noch zu kantig. Der letzte Weißwein illustrierte Zähringers Naturwein-Schiene. Es war ein Souvignier Gris AMBER. Die Rebsorte gehört zu den PIWI-Sorten. Sie wurde in Freiburg gezüchtet und ist erst seit 2019 im Anbau. Der Zusatz Amber spielt auf den Farbton des Weines an – leicht bernsteinfarben. Für das Weingut bedeutet „Naturwein“, dass die Weine nach dem Prinzip „weniger ist mehr“ möglichst ohne önologische Interventionen, inspiriert von den archaischen Weinen Georgiens auf der Maische vergoren und meist ohne Schwefel vinifiziert und nicht filtriert werden. Der Wein lag drei(!) Monate auf der Maische, bevor er teilweise im Edelstahl und teilweise in Holzfässern ausgebaut wurde. Das Erste erklärt seine Farbe, das Zweite seine Aromatik.

Zum Abschluss eines sehr gelungenen Abend gab es einen Vertreter der wichtigsten Rotweinsorte des Markgräfler Landes, einen Spätburgunder Sonnhohle von 2019. Dieser Wein präsentierte sich sehr jung, darf also durchaus noch etwas im Keller warten, bis er den vollen Genuss bieten wird. Mit einem Blumenstrauß und großem Applaus wurde Katrin Lang verabschiedet.

Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.

Verkostete Weine

2022Crémant Baden Extra Brut
2022Cabernet Blanc trocken
2022Chasselas Vierlig trocken
2022Weissburgunder Sonnhohle trocken
2022Grauburgunder Vierlig trocken
2022Souvignier Gris AMBER trocken
2019Pinot Noir Sonnhohle trocken