Weine des Staatsweinguts mit Johannitergut überraschten mit einer ungewöhnliche Rebsortenvielfalt

Ursprünglich sollte ein Vertreter des Staatsweinguts die Weine vorstellen, was dann aber aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich war. Da die Mitglieder und Gäste eingeladen waren und die Weine schon gut vorgekühlt auf ihre Verkostung warteten, entschied der Vorstand, den Abend trotzdem wie geplant durchzuführen. Dank der zur Verfügung gestellten Unterlagen zur Historie des Staatsweinguts sowie zur Rebsortenvielfalt und der Güte der Weine war es dennoch ein gelungener Abend.

Gildemeister Jens Zepp übernahm einen Großteil der Präsentation, bei der er auch auf die Funktion eines Staatsweinguts einging. Rheinland-Pfalz hat mit fünf die meisten Staatsweingüter in Deutschland, von denen viele früher in kirchlicher Hand waren, so auch das Johannitergut, das von Ende des 13. Jahrhunderts bis 1970 dem Johanniterorden gehörte. Seitdem ist es Teil des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz mit Sitz in Neustadt. Das Staatsweingut mit Johannitergut Neustadt ist zunächst als herkömmliches Weingut tätig, zugleich hat es durch die Verknüpfung mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum RLP und dem Weincampus einen Lehr- und Forschungsauftrag und profitiert insbesondere von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Hochschule für Önologie.

Das Weingut bewirtschaftet 23 Hektar, wovon auf den Riesling 8 Hektar entfallen. Der Forschungsauftrag führt dazu, dass neben zahlreichen weißen Sorten als Besonderheit auch rund sechzig rote Rebsorten mit zwanzig bis einhundert Stöcken gepflanzt sind. Jetzt im Sommer hatte sich die Weingilde auf die weißen Sorten konzentriert. Neben Weinen der klassischen Rebsorten Riesling und Silvaner wurden Weine verkostet, deren Rebsorten eher nicht mit Deutschland assoziiert werden. Und auch pilzwiderstandsfähige (Piwi-)Sorten waren Teil der Probe.

Eröffnet wurde der Abend mit der deutschen weißen Rebsorte, dem Riesling. Er stammte aus dem Mußbacher Johannitergarten, einer Monopollage des Weinguts, deren Name auf den mit einer Mauer umschlossenen Klostergarten zurückzuführen ist und die mit 1,43 Hektar zu den kleinsten noch in der Pfalz existierenden Lagen gehört. Er zeigte sich als angenehm leichter, sehr gut zu trinkender Wein.

Ihm folgten zwei Weine, deren Rebsorten in anderen Ländern schon lange zu Hause sind: ein Arneis, die hauptsächliche weiße Rebsorte im Piemont, und ein Chenin Blanc, der vor allem an der Loire angebaut wird und als Sorte schon im neunten Jahrhundert dokumentiert ist. Beide Rebsorten werden bereits seit 2019 erfolgreich in Neustadt angepflanzt.

Hier gab es einen kleinen Exkurs zum Thema Weinaromatik, bei dem unter anderem erläutert wurde, wie man die Aromen am besten wahrnimmt (einen Schluck Wein bei zugehaltener Nase trinken, die Nase frei machen und durch sie ausatmen), dass die Verkoster, die zum Beispiel bei Weinprämierungen eingesetzt werden, mit Aromen geschult werden und sie diese Schulung vor besonders prestigeträchtigen Prämierungen wiederholen müssen und dass man sich selbst durch bewusstes Riechen schulen kann, denn ein Aroma, das man noch nie gerochen hat, kann man auch nicht erkennen.

Der anschließende Silvaner war kräftig und das, obwohl sein Alkoholgehalt nur 12% betrug. Ausgebaut wurde er im traditionellen Halbstück (600-L-Holzfass). Insgesamt fiel auf, dass die Weine einen überraschend niedrigen Alkoholgehalt hatten.

Der letzte Weißwein, ein Sauvignac, und der als Übergang gedachte Rosé waren Vertreter der Piwi-Sorten. Der Sauvignac wurde in der Schweiz aus Sauvignon Blanc, Riesling und einem nicht näher spezifizierten Resistenzpartner gezüchtet, und der Rosé war eine Cuvée aus Acolon und den beiden Piwi-Sorten Monarch und Baron.

Zu den Piwi-Sorten merkte Jens Zepp an, dass das größte Problem im Weinanbau – und ganz besonders für Biowinzer – der echte und der falsche Mehltau sind. Gegen beide sind die Amerikaner-Reben resistent, die seit der Reblaus-Katastrophe als Unterlage für unsere Edelreben genutzt werden, aber in Deutschland nicht selbst zur Weinerzeugung eingesetzt werden dürfen. Darum ist die Züchtung von Piwi-Sorten, bei der es naheliegend ist, Amerikaner-Reben als Kreuzungspartner zu verwenden, weinrechtlich schwierig.

Abgeschlossen wurde der Abend mit einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, die weder dem französischen noch dem italienischen Stil entsprach, sondern eher an Neue-Welt-Weine denken ließ und sehr rund mundete.

Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.

Verkostete Weine

2023Mußbacher Johannitergarten
Riesling Kabinett trocken
Monopollage
2023Ruppertsberger Arneis Qualitätswein
trocken aus Versuchsanbau
2023Pfalz, Chenin Blanc Qualitätswein
trocken
2023Pfalz Rosé Fleur trocken
Qualitätswein, Provence Stilistik
2022Pfalz Rotwein Weitblick QbA trocken
Cabernet Sauvignon/Merlot