Ein Offenburger Weingut mit Tradition schaut nach vorne

Am 4. Februar war Stefan Huschle, der Juniorchef des Weinguts Freiherr von und zu Franckenstein, mit fünf Weiß- und zwei Rotweinen bei der Weingilde zu Gast. Dieses Weingut wurde 1310 erstmals urkundlich erwähnt und gehört seit 1710 der Familie von und zu Franckenstein. Die Familie Huschle konnte es 2008 pachten, und seitdem ist ihr Ziel, dieses altehrwürdige Weingut, das bereits seit 1926 dem VDP angehört, erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Stefan Huschle hat nach einer Winzerlehre ein Studium in Geisenheim mit dem Diplom abgeschlossen und das damals noch verpflichtende Praxissemester in Neuseeland verbracht, bevor gleich die Übernahme des Weinguts anstand. Seitdem ist dessen Rebfläche von 14 auf 18,5 Hektar angewachsen, und seit 2024 ist es ein zertifizierter Biobetrieb.

Zum Anbaugebiet Ortenau führte Huschle unter anderem aus, dass Granit- und Gneis-Verwitterungsböden typisch hier seien und es die einzige Region im Weinanbaugebiet Baden mit einem merklichen Rieslinganteil sei.

Wie sehr der Boden gerade beim Riesling den Wein beeinflusst, zeigten die beiden ersten Weine – zwei Ortsweine von 2023, deren Trauben auf Granit bzw. Gneis gewachsen waren. Sowohl in der Nase als auch am Gaumen präsentierten sie sich sehr verschieden. Hier erfuhren die Gäste auch, dass ein in der Ortenau auf Granit gewachsener Riesling als Klingelberger bezeichnet werden darf. Damit wird daran erinnert, dass der Markgraf von Baden 1782 erstmals Riesling aus dem Gewann Klingelberger reinsortig ausgebaut hat.

Nun stand der Wechsel zu Burgunderweinen an, wie sie generell in Baden häufig anzutreffen sind. Erst gab es drei Weißweine von 2022, die alle zumindest teilweise in Holz ausgebaut wurden: einen Weißburgunder, einen Grauburgunder (beides Erste-Lage-Weine) und einen Traminer (Ortswein). Auch dieser letzten Rebsorte wird eine enge Verwandtschaft mit den Burgundersorten nachgesagt. Zur Lage des Grauburgunders (Laufer Gut Alsenhof) erzählte Huschle, dass sie eine Südlage ist, etwa 35 km von ihrem Betrieb entfernt liegt, erst seit 2012 von ihnen bewirtschaftet wird und aus Buntsandstein auf einer Gneis-Unterlage besteht. Zum Traminer sagte er, dass er der erste von ihnen trocken ausgebaute Traminer war und dass er nach einer längeren Maischestandzeit in großen Holzfässern ausgebaut wurde.

Bevor die beiden Spätburgunder, ein Ortswein von 2020 und eine Große Lage von 2018 ins Glas kamen, gab es einen Exkurs zu alkoholfreien Weinen. Stefan Huschle erzählte, dass eine seiner Bekannten ihn nach dem Besuch eines Sternerestaurants, in dem als alkoholfreies Getränk nur Wasser angeboten wurde, bedrängte, sich doch mal mit alkoholfreien Weinen zu befassen. Unterstützt wurde sie von Frau Huschle, und so kam es, dass das Weingut 2024 erstmals alkoholfreie Weine und Sekte ins Programm nahm. Dem war eine lange Probierphase vorausgegangen, denn Stefan Huschle wollte auf keinen Fall den fehlenden Geschmacksträger Alkohol durch Zucker ersetzen. Am besten gefiel ihm eine Cuvée aus Müller-Thurgau, Riesling, Muskateller und Scheurebe, und er fand heraus, dass der Grundwein vor der Vakuumdestillation bei 26-27°C nicht zu jung sein darf, denn die dann vorherrschenden Primäraromen werden mit dem Alkohol zum Großteil abdestilliert. Vom Ergebnis war er selbst positiv überrascht, und die Nachfrage nach den alkoholfreien Varianten definiert seinem Eindruck nach inzwischen eine recht große Marktnische, die man als Winzer nicht ignorieren sollte.

Der Spätburgunder ist im Weingut mit 30% die dominierende Rotweinsorte und wird relativ früh gelesen, wobei der Lesebeginn 26. August im sehr trockenen Jahr 2018 der bislang früheste war. Wie die Weißweine belegten auch die beiden Rotweine überzeugend die Qualität des Weinguts.

Mit großem Applaus sowohl für seine Weine als auch für seine spannende, unterhaltsame und informative Präsentation wurde Stefan Huschle schließlich verabschiedet.

Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.

Verkostete Weine

2023Riesling “Granit” trocken
VDP.Ortswein
2023Riesling “Gneis” trocken
VDP.Ortswein
2022Schützenberg Weißburgunder trocken
VDP.Erste Lage
2022Laufer Gut Alsenhof Grauburgunder trocken
VDP.Erste Lage
2022Traminer “Granit” trocken
VDP.Ortswein
2020Spätburgunder “Granit” trocken
VDP.Ortswein
2018Zell-Weierbacher Neugesetz „Marie“
Spätburgunder, trocken
VDP.Große Lage