Auf diese Frage gab es beim Novembertreffen der Weinheimer Weingilde zumindest eine Teilantwort: Er ist ein Winzer im Piemont, der seinen ganz eigenen Weg geht und dessen Weine in Deutschland so gut wie unbekannt sind – es gibt einen einzigen Weinimporteur, der sie führt.
Obergildemeister Siegfried Weber hatte 2019 bei einem Urlaub im Piemont, bei dem Wein und Wandern kombiniert waren, vom Wanderführer Fabrizio erfahren, dass er seinem Schwager bei der Vermarktung seiner Weine helfe. Fabrizio brachte dann auch mal einige der Weine für eine Probe mit, und in der Folge entstand die Idee, einen Gildeabend mit Sandri-Weinen zu bestreiten. Wieder zurück in Deutschland musste erst eine Einkaufsquelle aufgetan werden, und die fand sich in München, so dass der Weinkauf abgewickelt werden konnte. Doch dann kam Corona, und die Probe musste warten. Nach dem, was über die Herangehensweise des Winzers im Internet zu erfahren ist, war das aber kein Nachteil, denn er baut seine Weine so aus, dass sie durchaus mehrere Jahre auf der Flasche weiter reifen dürfen. Verkostet wurden also Sandri-Weine aus den Rebsorten Dolcetto, Barbera, der mit 35% wichtigsten Rebsorte im Piemont, und Nebbiolo der Jahre 2011, 2012, 2016 und 2017. Eröffnet wurde der Abend allerdings mit zwei Weißweinen anderer Weingüter, einem Lugana und einem Arneis. Letzteres ist eine klassische Weißweinsorte des Piemont, die aber lange nur in Cuvées mit anderen Rebsorten verwertet wurde.
Weber nutzte den Abend auch, um einige Informationen über die italienische Weinwelt in Erinnerung zu rufen, z.B. dass Lugana, Barolo und Barbaresco sowie Chianti keine Rebsortennamen, sondern Orts- oder Gebietsnamen sind, während die jeweiligen Rebsorten Turbiana, Nebbiolo bzw. Sangiovese heißen. Überrascht hat sicherlich die Information, dass Italien 20% aller Weine der Welt herstellt und dass es sich dabei um mehr Weiß- als Rotweine handelt. Auch die Rebsortenvielfalt dürfte in Italien mit ca. 2000 Rebsorten, von denen immerhin 400 für die Weinerzeugung zugelassen sind, einzigartig sein. Die Klassifizierung italienischer Weine lasse sich nur eingeschränkt mit der traditionellen in Deutschland vergleichen. Vielmehr ähnelt sie sehr dem französischen „Terroir-Gedanken“, der in Deutschland erst in den letzten Jahren eine größere Rolle spielt.
Der Lugana unterschied sich von den vielen, die inzwischen auf den Weinkarten von Restaurants stehen, indem er zehn Monate auf der Vollhefe liegen durfte, was ihn trotz seines Lesejahrs 2018 noch recht jugendlich wirken ließ.
Zum Vorgehen von Sandri hieß es, er lasse den Most in offenen Betontanks gären und baue die Weine dann in großen Holzfässern aus – ein Freund von Barrique-Fässern sei er nicht –, bevor er sie frühestens nach zwei Jahren abfülle. Bei den beiden Barolo-Weinen von 2011 und 2012 wurde erzählt, dass diese Nebbiolo-Weine, für die alle Trauben aus den elf südwestlich von Alba gelegenen Gemeinden stammen müssen, als die einzigen gesehen werden, die es mit Bordeaux-Weinen aufnehmen können. Gildemeister Jens Zepp merkte hier an, dass seinem Eindruck nach in den letzten dreißig Jahren sehr viel an der Charakteristik von Barolo-Weinen herumexperimentiert wurde und dass sich die Winzer immer noch nicht entscheiden konnten, welche Richtung sie einschlagen sollen.
Die sehr gut besuchte Veranstaltung endete mit einem Dank an Siegfried Weber und dessen Hinweis auf das Treffen am 5. Dezember, bei dem die Winzerin Katrin Wind aus der Südpfalz zu Gast sein wird.
Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.
Verkostete Weine
2018 | Turbiana (Trebbiano di Lugana) Marangona, Lombardei |
2022 | Roero Arneis Vietti, Piemont |
2017 | Dolcetto d’Alba Elio Sandri |
2016 | Langhe Nebbiolo Elio Sandri |
2016 | Barbera d’Alba Superiore Elio Sandri |
2012 | Barolo MONFORTE, Nebbiolo Elio Sandri |
2011 | Barolo RISERVA PERNO, Nebbiolo Elio Sandri |