Nur wenige Kilometer Anfahrt hatte der Referent des ersten Treffens der Weinheimer Weingilde 2024: Das Weingut von Georg Kippenhan und seiner Frau liegt in Ritschweier, und einige der Weinberge befinden sich auf einem Südhang direkt beim Haus; weitere an den Hängen bei Großsachsen. Dass im Odenwald tatsächlich Wein angebaut wird, war für viele Gäste des Abends eine große Überraschung, doch die Qualität, die der Jungwinzer – er hat den Betrieb in seiner jetzigen Form erst 2020 gegründet – bieten konnte, sprach für die Lagen.
Der Großvater von Georg Kippenhan hatte in den 1960er Jahren die ersten Reben gepflanzt, doch er und sein Sohn lieferten die Trauben an die Genossenschaft ab – nur aus einem kleinen Teil wurde für den Eigenbedarf Wein gemacht. Georg dagegen beschloss nach seiner 2012 bei einem Winzerbetrieb in Weinheim begonnenen Lehre und dem Abschluss als Techniker für Weinbau und Önologie in Veitshöchheim, dass er alle Schritte der Weinerzeugung selbst in die Hand nehmen wollte. Daraufhin überschrieb ihm sein Vater rund 1,5 Hektar der insgesamt 5 Hektar, damit er dort seine Ideen ausprobieren konnte. Schließlich hatte Georg während und nach der Ausbildung in vielen Betrieben, auch in außereuropäischen Ländern, Einblicke in unterschiedlichste Herangehensweisen der Winzerbetriebe gewonnen, die ihm bei der Entwicklung seines Konzepts halfen. Seine Weinberge bewirtschaftet er in seiner „Freizeit“, denn seit 2019 arbeitet er Vollzeit in seinem Ausbildungsbetrieb.
Verkostet wurden ein Blanc de Noir vom Spätburgunder, ein Chardonnay, zwei Weißburgunder (gleicher Jahrgang, aber einmal im Edelstahl, einmal im 400-Liter-Holzfass ausgebaut), eine Weißwein-Cuvée und zwei Rotweine aus dem Holzfass (ein Spätburgunder und ein Cabernet Jura). Die beiden Rotweine waren von 2020 und spiegelten so schon etwas das Ziel von Georg Kippenhan wider: Er möchte eigentlich eher gereifte Weine abfüllen, um möglichst sicher zu sein, dass sie sich in der Flasche nicht unerwartet verändern.
Die Böden in Ritschweier und in Großsachsen sind sehr verschieden – Granitverwitterung bzw. Löss –, was sich in den Weinen bemerkbar machte, denn die einen waren eher spritzig und leicht, die anderen merklich schwerer.
Stolz erzählte Georg Kippenhan, dass das 400-Liter-Holzfass, ein Hochzeitsgeschenk von Freunden, aus einer Odenwälder Eiche gefertigt wurde, die auf dem Grund seiner Familie gestanden hatte, und dass sie ihre Trauben weitgehend mit der Hand lesen. Zur Geschichte der Cuvée erfuhr man, dass sie der Vater für Georgs Schwester kreiert hatte, als diese Schriesheimer Weinprinzessin war, und sie deshalb auch Prinzessinnenwein hieß. Daran erinnert noch ein kleines Krönchen auf dem Flaschenetikett. Die Rebsorten, die in dieser Cuvée vereint werden, sind Gewürztraminer, Muskat Ottonel und eine kleine Menge Riesling, was zu einem süßen Eindruck führte, obwohl der Wein wirklich trocken war (10,5 Vol.-% Alkohol).
Den Abschluss bildete die Piwi-Sorte Cabernet Jura, die Georg Kippenhan bei der Verkostung von diversen Piwi-Weinen am meisten zugesagt hatte, weshalb er sie in seinen Sortimentsspiegel aufnahm. Der Wein hatte nur 11,5 Vol.-% Alkohol und trotzdem einen schön kräftigen Geschmack. Mit einem herzlichen Dank an den Referenten und einem kleinen Blumengruß für Stefanie Kippenhan endete der Abend.
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Verkostete Weine
2021 | Blanc de Noir |
2022 | Chardonnay |
2022 | Weißburgunder |
2022 | Weißburgunder aus dem Holzfass |
2021 | Weißwein Cuvée |
2020 | Spätburgunder aus dem Holzfass |
2020 | Cabernet Jura aus dem Holzfass |