Nach einem virtuellen und drei „echten“ Treffen im vergangenen Jahr startete die Weinheimer Weingilde am 22. März ins Jahr 2022, und zwar gleich mit der Mitgliederversammlung für das Jahr 2021.
Die 27 Anwesenden durften nicht nur die normalen Themen einer Mitgliederversammlung erleben, sondern auch wunderbare Weine des Weinguts Molino im Piemont kennenlernen. Die Auswahl der Weine hatte Gildemeister und Kassenwart Jens Zepp getroffen, und er stellte sie auch mit großem Weinwissen eindrucksvoll vor.
Die Tagesordnung war diesmal schnell abgearbeitet, denn 2021 hatte es Corona-bedingt ja kaum Veranstaltungen gegeben, so dass der Rückblick, der Kassenbericht und der Bericht der Schriftführerin wenig Zeit in Anspruch nahmen und auch zu keinen Diskussionen Anlass gaben. Die Entlastung des Gilderates erfolgte, bei eigenen Enthaltungen, einstimmig.
Der Gilderat stellte, aufgrund von Mitgliederanmerkungen zur Diskussion, ob wegen der wenigen Veranstaltungen 2020 und 2021 der Mitgliedsbeitrag 2022 ausgesetzt und nicht eingezogen werden soll. Nach einer lebhaften Diskussion wurde von den anwesenden Mitgliedern einstimmig beschlossen, den Beitrag in voller Höhe für 2022 beizubehalten.
Eröffnet wurde die Weinprobe mit einem Wein, der nur 5 % Alkohol aufwies: ein Moscato d’Asti von 2021. Diese Weine werden verschlossen vergoren, bis durch das gebildete CO2 der Druck so groß wird, dass die Gärung stoppt. Das Verfahren wurde in Italien entwickelt, aber unter dem Namen des Franzosen, der es optimiert hat, als Charmat-Verfahren bekannt. Der Wein moussierte deutlich wegen des in ihm aus der Gärung erhalten gebliebenen CO2 und wies logischerweise eine erhebliche Restsüße auf, ohne dabei klebrig zu wirken.
Es folgten zwei weitere Weißweine, ein Arneis von 2021 und ein Chardonnay von 2020. Der Alkoholgehalt hier und bei den weiteren Weinen lag ziemlich einheitlich bei 14–15 %, was bei südlichen Weinregionen und trocken ausgebauten Weinen kaum anders möglich ist. Arneis bedeutet so viel wie „die kleine Schwierige“, was wohl ein Grund dafür ist, dass sie lange eher selten angebaut wurde. Heute erlebt sie gerade eine kleine Renaissance, und der verkostete Wein präsentierte sich als sehr angenehm zu trinken. Schon hier machte sich die hohe Qualität der Weine angenehm bemerkbar, da der hohe Alkoholgehalt hier – wie auch bei den späteren Weinen – nicht zu spüren war. Der anschließende Chardonnay war zwei Tage lang auf der Schale mazeriert und danach in Barrique-Fässern ausgebaut worden. Das gab ihm einen kräftigen Geschmack, aber ohne die bei manchen Neue-Welt-Weinen störende Breite.
Als Übergang zu zwei Rotweinen folgte eine Cuvée von 2021 aus der Nebbiolo- und der Barbera-Rebe, für die der Nebbiolo-Anteil nur 36 Stunden auf der Maische geblieben war. Dies ergab eher einen Roséwein, so dass die Färbung der Cuvée eher einem Spätburgunder als einem kräftigen piemontesischen Roten entsprach. Die Gärung beider Rebsorten erfolgte in offenen Bottichen aus Akazienholz, der weitere Ausbau im Stahltank. Diese Behandlung lieferte einen charaktervollen Wein mit dem Namen Selvaggia, den man sich sehr gut als Begleitung für Antipasti wie Salami und Käse vorstellen konnte.
Als Abschluss funkelten noch zwei gewohnt kräftige Rotweine in den Gläsern: ein Dolcetto d’Alba von 2021 und ein Barbera d’Alba Superiore von 2020. Auch wenn der Dolcetto im Piemont traditionell eher als Zechwein gesehen wird, wies dieser Wein alle Merkmale eines qualitativ hochwertigen Weines auf. Ähnliches gilt für den letzten Wein, den Barbera d’Alba. Dieser steht immer hinter den Barolo- und Barbaresco-Weinen zurück. Viele gute Winzer verzichten deshalb auf diese Sorte, da hier nicht die entsprechenden Preise zu erzielen sind. Unser Wein durfte zehn Monate im Barrique reifen, was sich jedoch nicht durch einen ausgeprägten „Holzton“, sondern als schöne Abrundung des Geschmacksbildes bemerkbar machte. Es ist schön zu sehen, dass das Weingut Molino auch dieser Rebsorte die nötige Aufmerksamkeit widmet. Mit dem Hinweis auf das nächste Treffen schloss Siegfried Weber die Versammlung.
Hier geht’s zur Homepage des Weinguts.
Verkostete Weine
2021 | MOSCATO D’ASTI – MISTRAL |
2021 | ARNEIS – SIBILLA |
2020 | CHARDONNAY – SOFIA |
2021 | SELVAGGIA |
2021 | DOLCETTO D’ALBA – LE QUERCE |
2020 | BARBERA D’ALBA – SUPERIORE |